Ein erster Oberhofer Bauboom (1888-1890)

Das Kaiserliche Postamt


In allen Zeitungen Deutschlands las man im August 1888 die Hofberichte über den Prinzenbesuch in Oberhof. Aber die Leser deutschlandweit erfuhren auch erstmals umfassend von der Schönheit und dem Reiz des idyllisch gelegenen Ortes Oberhof. Eine phantastische Werbung für den Ort!

Tausende Schaulustige strömten in diesen Wochen nach Oberhof. Die Presse empfahl Speis und Trank mit auf die Höh‘ zu nehmen und erwähnt, dass in Oberhof nur wenige Übernachtungsmöglichkeiten bestehen. Auch nach der Abreise der Hohenzollern Prinzen lässt das Interesse an dem Waldarbeiterdorf Oberhof nicht nach. Investoren aus allen Regionen Deutschlands, allen voran aus Berlin und dem mitteldeutschen Raum, wittern ein gutes Geschäft. Bereits 1889 erkannte man Oberhof kaum wieder!

20 größere und kleinere Baustellen von Hotels und Pensionen drängten sich zwischen die alten Katen und veränderten erstmals den Charakter des Dorfes.

Den Einheimischen, ohne eigenes Kapital, blieb nur ein Engagement in den verschiedensten Dienstleistungsbereichen. Auch sie waren deshalb maßgeblich am Bauboom beteiligt.

Der erste Neubau erfolgte auf Weisung von Kaiser Wilhelm II.: Der Bauunternehmer Romeis aus Langensalza baute in der Zellaer-Strasse 1889/90 ein KAISERLICHES POSTAMT (heute Apotheke). Auslöser für dieses erste Projekt war die bis dahin fehlende postalische und telegraphische Anbindung Oberhofs an das deutsche Kommunikationsnetz, insbesondere zur Deutschen Reichshauptstadt und damit zum Kaiserlichen Schloss zu Berlin. Dies hatte 1888 während des Prinzenbesuches im Oberhofer Jagdschloss den Unmut des Kaisers erregt. Generalpostmeister HEINRICH VON STEPHAN inspizierte mehrfach höchst persönlich die Baufortschritte.

Postmeister Heinrich von Stephan leitet den Aufbau des Oberhofer Postamtes persönlich

Tatsächlicher Hauptgrund für seine ungewöhnlich erscheinende Anwesenheit, als oberster deutscher Postbeamter, auf einer kleinen Postbaustelle in Oberhof, war in Realität seine große Jagdleidenschaft. Wochenlang machte er auf Einladung des Landesherren von Oberhof, von Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha Jagd auf die seltenen Auerhähne im Revier Oberhof/ Schneekopf.