Zella-Mehlis/Suhl/Schleusingen/Oberhof

Im September fällten die vier Städte Zella-Mehlis, Suhl, Schleusingen und Oberhof die Entscheidung, ihr regionales Entwicklungskonzept als Vorstufe zu einem gemeinsamen Oberzentrum konsequent gemeinsam umzusetzen. Den Weg beschreiten sie mit Siebenmeilenstiefeln. Fünf Arbeitsgruppen arbeiten intensiv, Stadtentwicklungs- und Gewerbeflächenkonzept sind bereits beauftragt.  Kommunikationsprozesse wurden abgestimmt. Die große Chance eines Oberzentrums für Südthüringen machen die vier Bürgermeister in ihrer Stellungnahme an das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft zur Teilfortschreibung des Landesentwicklungsprogramms deutlich.

Oberzentrum Südthüringen, Sitzung Bürgermeister April 2022

„Unser Ziel sind moderne und zukunftsfähige Strukturen, attraktiv für Unternehmer, Fachkräfte und Gäste und mit erheblichem Mehrwert für alle Bürgerinnen und Bürger. Eine große Aufgabe, für die Sprüche nicht reichen.“ Das hatten die vier Bürgermeister zum Umsetzungsstart im September deutlich gemacht. Tatsächlich ist in den vergangenen Monaten viel passiert.

Die Arbeitsgruppen treffen sich regelmäßig zur Diskussion und Verabschiedung der Aufgaben. Es geht zügig voran, weil im vorliegenden Strategieplan, dem Regionalen Entwicklungskonzept (REK), bereits sehr konkrete Handlungsempfehlungen beschrieben sind.

Nach nur drei Monaten sind schon das interkommunale Gewerbeflächenkonzept und das integrierte Stadtentwicklungskonzept beauftragt, sowie das Tourismus- inklusive Radwegekonzept ausgeschrieben. Bei allen Konzepten hat die vertrauensvolle Zusammenarbeit oberste Priorität. „Das klingt simpel, ist es aber nicht. Wir werden zum Beispiel zukünftig eine einheitliche Tourismusvermarktung oder ein gemeinsames Gewerbeflächenmanagement haben. Wir wollen 2025 einen Planungsverband gründen, der Aufgaben der Kommunen wie die Erstellung eines gemeinsamen Flächennutzungsplans übernimmt. Das ist anspruchsvoll“, so Schleusingens Bürgermeister André Henneberg, derzeitiger Sprecher der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft (KAG). 

Gesamte Region Südthüringen stärken

Für die Herausforderungen in der Umsetzung der Konzepte sind vier Kommunen laut Henneberg eine noch handhabbare Größe, das stelle man auch in den Arbeitsgruppen fest. „Es ist uns aber sehr wichtig zu betonen, dass wir die gesamte Region Südthüringen stärken wollen und die Themen für uns nicht an den Kirchturmgrenzen enden.“ So werde beispielsweise schon jetzt mit dem Regionalmanagement Südthüringen oder dem Regionalverbund Thüringer Wald eng bezüglich Identität der Region und zum Tourismus zusammengearbeitet.

Zentral für ein Oberzentrum sind Themen wie beispielsweise die medizinische Versorgung. Die Fachexperten und kommunalen Vertreter arbeiten an nachhaltigen und bürgerfreundlichen Lösungen.  Für eine gesunde wirtschaftliche Basis sind Bildung und Innovation die Voraussetzungen.  

Zwei Ideen hat die verantwortliche Arbeitsgruppe verabschiedet: eine Machbarkeitsstudie für ein Technologiezentrum in Kombination mit dem Lehrangebot einer regionalen Hochschule zur Stärkung der vorhandenen Wirtschaftskompetenzen, sowie ein Weiterbildungszentrum für Digitalisierung. Beschlossen wurde außerdem die „Kommunikation aus einem Guss“ auf Basis einer eindeutigen Identität. „Ich bin stolz darauf, dass wir viele Dinge bereits angeschoben haben. Wir werden regelmäßig und transparent über einzelne Ergebnisse berichten“, betont André Henneberg. 

Wie vielversprechend und vorbildhaft das Vorhaben ist, zeigt die Auswahl des Projekts als eine von zwölf Modellkommunen „Aktive Regionalentwicklung“. 

Bis 2023 werden die vier Städte mit 700.000 Euro Fördermitteln vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB), dem Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) und dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) unterstützt. Für die Bürgermeister ist eine breite interkommunale Zusammenarbeit alternativlos, das beschreiben sie auch in ihrer Stellungnahme zur Fortschreibung des Landesentwicklungsprogramms. Sie formulieren dringlich: „Nur durch die Nutzung von Synergien der Städte kann die Region Südthüringen stabilisiert werden.“